Pfarrkirche zum Heiligen Nikolaus

Kirche Sie gehörte ursprünglich zur Pfarre Saalfelden, die dem Bistum Chiemsee eingegliedert war.

1410 beklagten sich die Dientner über den Pfarrer Niclas Hunt von Saalfelden, weil bei ihnen viel seltener Gottesdienst gehalten werden, als von alters her Brauch gewesen.

Mit dem Patrozinium St. Nikolaus wurde der Schutzherr gegen die Gefahren des Wassers sowie der Patron der Reisenden - in dieser Funktion Vorläufer des Hl. Christohorus - gewählt. Ihm weihte man seit dem 10. Jh., als seine Verehrung aus Byzanz in den deutschsprachigen Raum drang, vor allem an Passstraßen (z. B. Felben, Matrei) in Höhenburgen oder an schiffbaren Gewässern zahlreiche Kirchen und Kapellen.

Zusammen mit der isolierten Stellung der Dientner Kirche hoch oben auf dem steilen Hügel über dem Dorf legt dies die Vermutung nahe, dass die Ursprünge von St. Nikolaus sogar noch vor die Entstehung von Dorf und Bergbau zurückreichen.

Auffallend ist die Ausrichtung der Dientner Kirche nach Süden, nicht - wie üblich - nach Osten. Sie wurde vom romanischen Vorgängerbau übernommen und mag mit dem Platzmangel auf dem Kirchhügel zusammenhängen.

Im 12./13. Jh. wurde die erste romanische Kirche auf dem Kirchhügel gebaut, etwa in der Läge des heutigen Kirchenschiffes. Der gerade Chorabschluss liegt unter dem Triumphbogen der heutigen Kirche und wurde bei Grabungen im Jahr 2002 freigelegt, ebenso wie der Friedhof, der bereits diese Kirche umgab.

Der Turm aus dem 14. Jh. stellt den ältesten Teil der Kirche dar. Der heutige Bau wurde zu Beginn des 16. Jh. errichtet. Die feierliche Einweihung erfolgte durch den Chiemseer Bischof Nikolaus von Hippo. 1514 stifteten die Gewerken Siegmund Schruef und Wolfgang Schreyer eine ewige Messe, weshalb ein Kaplan mit Wohnsitz in Dienten angestellt wurde, der dem Pfarrer von Saalfelden unterstand. Eine weitere Verbesserung der seelsorglichen Situation erfuhr die Gemeinde mit der Einrichtung eines Vikariats auf Initiative des Chiemseer Bischofs Berthold Pürstinger, der in Saalfelden seinen Alterssitz hatte.

Zur selbständigen Pfarre wurde Dienten erst 1891 erhoben. Nach dem Verkauf des Bergwerks an das Erzstift 1659 nahm man die Barockisierung der Innenausstattung in Angriff, die sich in mehreren Etappen bis Ende des 18. Jh. hinzog. Von 1663 stammen Totenkapelle und Sakristei. 1783 wurde der Turmhelm durch einen Blitzschlag in Brand gesetzt; er wird durch den heutigen Zwiebelhelm ersetzt.

Die Restaurierung von 1950 umfasste die Freilegung der originalen Färbelung und die Aufdeckung der frühbarocken Fresken an der östlichen Langhauswand. Außerdem führte man den inzwischen mit mit Opfergangbögen und Figuren erweiterten Hochaltar auf den Zustand von 1660 zurück.

1971 wurde der Windfang vor dem Portal errichtet, der Boden erneuert, die Kommunionbank wieder entfernt und ein Volksaltar aufgestellt. Dann erweiterte man den Friedhof Richtung Norden und stützte den Kirchweg ab, um im Winter die Schneeräumung zu erleichtern. Eine umfassende Aussenrenovierung und Innenrenovierung mit Neugestaltung des Altarraumes von 1999 bis 2005 bringen die Kirche in ihre heutige Gestalt.
(Aus dem Kirchenführer, 2008)

Ausstattung

Ein Glanzstück der Dientener Kirche ist der frühbarocke Hochaltar des Kitzbüheler Bildhauers Benedikt Faistenauer. Er stammt aus den Jahren 1660/61 und wurde gefasst von Benedikts Bruder Wilhelm. Der durchbrochene Wandaufbau gibt ihm ein festliches Gepräge ohne jede Schwere.

Aus Traditionsgründen steht im Zentrum der Pfarrpatron NIKOLAUS mit den goldenen Kugeln, flankiert von den Bischöfen RUPERTUS (links) und ERASMUS (rechts). Die drei Figuren stammen aus dem ursprünglichen gotischen Altar um 1505.

Auf den Seitenkonsolen zwei weitere Bergbauheilige: links der Prophet DANIEL und rechts die Hl. BARBARA. Beide sind eigentlich Schutzpatrone des Bergbaus: Daniel, weil er aus der (Löwen-)Grube gerettet wurde; Barbara, weil sich der Legende nach bei ihrer Verfolgung ein Felsen schützend vor ihr öffnete. Der Kelch mit der Hostie ist ein Hinweis auf die Stärkung, die sie bei ihrer Gefangenschaft durch die hl. Kommunion erfuhr. Außerdem wird Barbara von allen, die mit Feuer arbeiten, verehrt: den Eisenschmelzern und Geschützgießern Dientens mag sie deshalb zusätzlich Patronin gewesen sein.

Im Aufsatz ist die KRÖNUNG MARIENS zwischen zwei Engeln auf Segmentbögen und darüber die Figur des Erzengels MICHAEL dargestellt. Die Kartusche mit der Inschrift "All:Täglich Privilegierter Altar" weist auf das Vikariatsrecht hin, hier auch an hohen Feiertagen Messe feiern zu dürfen, was sonst nur Pfarrkirchen vorbehalten war.

Mit ihrer malerischen Rocaillenzier fügen sich der Tabernakel mit Kruzifix von 1766 (vom Saalfeldener Tischler Michael Eder, Fassung von Johann Kurz) und Mensa von 1767 (Tischler Veit Häusl) gut in den frühbarocken Altaraufbau ein.

Vom Altaraufbau ist nur der Mittelteil original. Das äußere Säulenpaar wurden wahrscheinlich 1833 vom rechten Seitenaltar hierher übertragen und mit den Statuen von Daniel und Barbara versehen.
(Aus dem Kirchenführer, 2008)

Baubeschreibung:KircheGrundriss.jpg

Außenbau

Wir stehen vor einen hoch aufragenden spätgotischen Saalbau aus Tuffstein mit steilem Schindelsatteldach. Die durch den Portalvorbau leider etwas verunklärte Eingangsfront lässt ein feines Gefühlr für ausgewogenen Maßverhältnisse und den Eigenwert der Fläche erkennen: Sockel, Ecklisenen und Kaffgesims bilden einen Rahmen für die fensterlose Wand, die ein gleichseitiger Dreiecksgiebel bekrönt.

Die Fassade enthält auch die Maße des Grundrisses, da der Bau ebenso lang wie hoch ist (21 m). Die Höhe des Langhauses bis zum Gesims entspricht seiner Länge, die Höhe des Giebels (vom Gesims bis zum First) der Länge des Chores.
Bei Übergang zum eingezogenen Chor mit dreiseitigem Schluss springt im Westen ein massiver Stützpfeiler vor. Sonst sind alle stützenden Elemente nach innen bzw. in die Mauer selbst verlegt; die kubische Außenerscheinung sollte nicht gestört werden.

Die Dreieckslisenen an den Chorwänden, die in der Mitte Gesimsbruchstücke überkreuzen, bleiben reine Schmuckformen und haben mit der Funktion der Strebepfeiler, aus denen sie sich entwickelt haben, nichts mehr zu tun. Bemerkenswert ist an den Chorfenstern das im Salzburger Raum nur selten erhaltene Maßwerk.

Das weithin beherrschende Element bildet der Turm (Höhe 32 m), der sich im Osten seitlich an den Chor anlehnt, der pinzgau-pongauerischen Vorliebe für asymmetrische Gruppierung gehorchend. Seine ungegliederte, wuchtige Erscheinung mit den rundbogigen Schallfenstern darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er eine barocke Zutat darstellt. Sakristei und Totenkapelle schlüpfen unter das tief herabgezogene Dach des Langhauses.
(Aus dem Kirchenführer, 1990)

Innenraum

Durch das von einem Spitzbogen eingefasste Rundbogenportal mit modernem Gitter (Entwurf: Arch. Peter Schuh) betritt mann das dreijochige Langhaus, das von zwei achteckigen Pfeilern in zwei gleich große Schiffe geteilt wird. Eine in geringer Höhe eingezogene Empore, die bis zum vorderen Pfeiler reicht und damit zwei Drittel des Langhauses bedeckt, vermittelt zunächst einen fast intimen Raumeindruck.

Scharf kontrastiert damit der steile Höhenzug im dritten Joch, das erst den Blick auf das gesamte Schiff mit dem weit oben angesetzten Rippengewölbe aus vierteiligen Sternen und die Empore mit den ansteigenden Sitzreihen freigibt.

An dieses kurze und hochgestreckte, annähernd würfelförmige Langhaus ist ohne Überleitung der schmälere und niedrigere Chor angefügt, der nach einem Joch mit fünf Seiten des Achtecks schließt. Das komplizierte Netzrippengewölbe, das über dem Hochaltar einen großen siebenzackigen Stern bildet, ist hier tiefer herabgezogen und ruht wie im Gemeinderaum auf Pilastern mit vorgelagerten Runddiensten. In die Sakristei gelangt man durch ein mehrfach gekehltes Rundbogenportal an der linken, um Mauerstärke zurückversetzten Wand im ersten Chorjoch, über dem ein geschwungener Balkon zur Kanzel führt.

An der östlichen Langhauswand sind fragmentarisch Wandmalereien des 17. Jh. zu sehen (Marienleben, Jüngstes Gericht). Probefreilegungen erwiesen einen guten Erhaltungsgrad.
(Aus dem Kirchenführer, 1990)